Die Vanillepflanze ist ein Lianengewächs und braucht eine Wirtspflanze zum ranken. Oft sind das speziell für diesen Zweck gepflanzte Bäumen. Die Ranken der Vanillepflanze können bis zu 10m lang
werden und müssen regelmäßig beschnitten werden, damit sie nicht zu stark wuchern.
Ihre Kultivierung ist sehr anspruchsvoll, da sie weder zu feuchtes noch zu trockenes Klima verträgt. Ebensowenig mag sie zu viel Schatten oder unfruchbare Böden und die pralle Sonne behagt ihr
auch nicht!
Die ursprüngliche Vanilleorchidee stammt aus Mexiko. Dort wird die Pflanze von Bienen und Kolibris bestäubt. Auf Madagaskar gibt es diese natürlichen Bestäuber nicht.
Deshalb müssen die Blüten der Vanille in mühevoller Geduldsarbeit von Hand bestäubt werden, und zwar innerhalb eines zweistündigen Zeitfensters am frühen Morgen. Eine Blüte nach der anderen
öffnet sich nach Beginn der Regenzeit im November. Ab jetzt werden die Blüten am frühen Morgen mit der Hand bestäubt. Pollen und Stempel der Blüte werden dabei per Hand sanft zusammengedrückt,
nachdem zuvor die Membran mit einem Bambussplitter zurückgebogen wurde. Diese Handbestäubung nennt man „le mariage der la vanille“.
Etwa 1.200 bis 1.500 Blüten schafft eine Arbeiterin am Tag. Da sich an jeder Rispe aber jeden Tag nur eine Blüte öffnet, beginnt diese Arbeit in den folgenden 3 Monaten täglich aufs Neue. Die
Ernte erfolgt etwa 6 Monate später. Die noch grünen Samenkapseln werden kurz vor der Reife gepflückt, wenn sie beginnen aufzuplatzen, aber noch kurz bevor sie sich gelb verfärben.
Zur Erntezeit im Juli kommt es dann darauf an, jeden Tag die einzige Schote, die kurz vor der Reife steht, zu pflücken. Eine Pflanze trägt zwischen 100 und 120 Kapselfrüchten, die direkt nach der
Ernte vollkommen geschmack- und geruchslos sind.
Die von uns so geliebten Aromen entwickelt sie erst durch den nach der Ernte folgenden aufwendigen Reifeprozess.
Gleich nach der Ernte werden sie in heißes, aber nicht kochendes Wasser getaucht, um die weitere Reifung zu stoppen.
Es folgt ein Schwitzvorgang in Jutetüchern, wobei die Vanilleschote ihre Feuchtigkeit verliert und eine Fermentation stattfindet welche die Schoten braun färbt. Erst nach dieser Behandlung
entsteht das Vanillearoma. Durch die dabei stattfindenden Prozesse wandeln sich Vorstufen des Vanillins in Vanillin, den Hauptaromastoff der Vanille um.
Anschließend werden die Schoten abwechselnd an der Sonne und im Schatten über Wochen getrocknet. Gleichzeitig schrumpfen sie zu den bekannten schwarz-braun glänzenden Vanille-Stangen, dem
eigentlichen Gewürz.
Nach dieser langwierigen Präparation werden die Vanilleschoten nach Länge und Qualität sortiert und gebündelt.
Vanille wird auf insgesamt 29.500 ha Fläche vor allem im Nordosten von Madagaskar in der Umgebung der Küstenstädte Antalaha und Sambava angebaut, dem „triangle d‘or“.
Dort ernährt sie ungefähr 40.000 Familien. Die Erträge an grüner "Roh"-Vanille belaufen sich auf 150 kg bis 300 kg pro Hektar Anbaufläche. Madagaskar ist einer der weltweit größten Produzenten
von Vanille und hat einen Weltmarktanteil von um die 50% in guten Jahren. Die Weltproduktion von Vanille liegt zwischen 2500 und 3500 t pro Jahr.
Erst das Trockenen und Fermentieren unter madagassischer Sonne verleiht ihnen ihr einzigartiges Aroma. Aus 1000 Tonnen grüner Schoten werden ca. 200 Tonnen „schwarzes Gold“, fertig für den
Export.
Die in Madagaskar angebaute Bourbon-Vanille ist aufgrund ihres intensiven und harmonischen Aromas weltweit die beliebteste Qualität.